
Hier wird die Geschichte des Phoenix Barden in Textform ständig weitergeführt. Die Geschichte wird begleitet und ergänzt durch die musikalische Umsetzung, z. B. vom „Vampir“ oder auch anderen Protagonisten. Die Songs zeigen Schicksale und Emotionen, die oft nur durch Musik und Melodien nachempfunden werden können. Und das ist das Ziel des Phoenix Barden: Die Geschichte vollständig erlebbar machen. In Zukunft kann dies auch durch Illustrationen oder gar Hörspielen geschehen. Wer weiß wo uns der Phoenix Barde hinführt?
Wir begleiten und helfen ihm im Kampf gegen den Rabenkönig!

Prolog
Uhren tickten in einer Werkstatt während der Regen und der Wind an die Fensterscheiben prasselten.
Ein alter Mann mit grau-schwarzem Dreitagebart und einer Lupenbrille widmete sich einer Taschenuhr. Das Ticken der Uhren schien einen Rhythmus zu haben, der dem alten Mann offensichtlich gefiel. Immer wieder sah er auf und lächelte beim Anblick seiner vielen verschiedenen zeitmessenden Schätze.
Der alte Mann summte gern bei der Arbeit und hörte nur damit auf um einen Schluck Tee aus einer ziemlich alten Tasse zu nehmen. Doch auf einmal spürte er einen kalten Luftzug und hörte wie der Wind die nassen Regentropfen auf den hölzernen Fußboden seiner Werkstatt trieb. Er räusperte sich und sprach „Was verschafft mir die Ehre?“. Gleichzeitig ließ er seinen Blick nicht von der Taschenuhr. Eine dunkle Gestalt mit glühenden roten Augen trat näher an den alten Mann heran. „Du weißt was ich will!“, sprach die Gestalt mit eindringlicher Stimme. Der alte Mann seufzte, legte sein Werkzeug beiseite und schob die Gläser seiner Lupenbrille bedeutungsvoll langsam hoch. Er drehte sich zu der Gestalt um und sprach „Ich sagte es Dir bereits einmal mein lieber Rabenkönig. Du tätest gut daran Deine Schatten und Monster zu regieren und mich nicht zu behelligen. Und nun nimm Dein Gefolge und verlass mein Haus!“ Der Rabenkönig fing an zu grinsen, so dass seine Zähne weiß aufblitzten. „Ist das die Art wie man mit seinen Kindern umgeht, Vater?“, sagte er süffisant durch sein Lächeln hindurch. Die Miene des alten Mannes verfinsterte sich. „Du bist nicht mein Sohn!“, schrie er los. „Du bist nichts weiter als dunkle Magie, die ich zum Leben erweckt habe als ich das schwarze Buch schrieb!“ „Schau an!“, lachte der Rabenkönig. „Der Herr der Zeit hat Temperament!“
Er ging langsam und aufreizend schweren Schrittes um den alten Mann herum. „Deine Zeit ist abgelaufen“, flüsterte er dem Herrn der Zeit zu. Der Herr der Zeit lachte lauthals auf und der Rabenkönig lachte mit. „Diese Macht besitzt Du nicht.“, sagte er und schaute den Rabenkönig eindringlich an. „Ich nicht….“, sagte der Rabenkönig leise und bedrohlich. „Aber er!“ Langsam betrat eine weitere Gestalt die Werkstatt. „Hallo, Herr der Zeit“, sprach die Person, die ein unerträglicher Schwefelgeruch begleitete. Der alte Mann riss erschrocken die Augen ganz weit auf und sagte „Zum Teufel mit Dir“.
150 Jahre später
Dunkelheit hat das Land ergriffen. Verzweiflung und Wut wachsen jeden Tag unter der Herrschaft des Rabenkönigs. Niemand weiß ob der nächste Tag der Letzte sein wird oder ob die Sonne jemals zurückkehren wird. Das Volk versteckt seine Kinder vor seinen Augen und verteidigt standhaft die Dörfer und Städte. Es ist eine Zeit voller Leid und Not.
Tief verborgen am Ende der Zeit erwachte der Herr der Zeit aus seinem unfreiwilligen Schlaf, der ihm vom Rabenkönig mit Hilfe des Teufels aufgezwungen wurde. „Wo bin ich?“, fragte er sich als er die dichten Spinnweben aus dem Haar und seinem Gesicht streifte. „Warum höre ich meine Uhren nicht mehr? Warum höre ich nichts mehr?“ Er stand langsam auf und es fühlte sich an als wenn seine Arme und Beine gleich durchbrechen würden.
Sehr langsam schlurfte er über den knarzenden Boden seiner Hütte und sah sich die Uhren hinter den Spinnweben an. Keine von ihnen lief mehr. Alle waren stehengeblieben. Den Herrn der Zeit überkam ein Gefühl von Wut und Chaos, das tief in ihm brannte und er riss die Uhren von der Wand. „Das wirst Du mir zahlen Rabenkönig! Ich werde Dich dafür büßen lassen!!!“, schrie er als er vor seinen zerbrochenen Uhren kniete. Doch im selben Augenblick wurde ihm klar, dass ihm die Kraft dazu fehlte, da er das schwarze Buch nicht mehr in seinem Besitz hatte. Er stand auf und ging zu einer alten Karte an der Wand. Er pustete den Staub herunter und wischte die Spinnweben hinfort. Zu sehen war eine eingezeichnete Stelle, die so etwas wie Fangzähne darstellen sollte.
Der Herr der Zeit lächelte und sagte zu sich selbst: „Ich befürchte ich muss einer weiteren ungeliebten Schöpfung einen Besuch abstatten.“ Neben der alten Karte war ein Blatt Papier geheftet. Auf diesem war eine Warnung zu lesen: Nach Einbruch der Nacht nicht mehr vor die Tür gehen! Lebensgefahr!!!

Der Vampir
Nebelschwaden zogen über die Docks des kleinen Hafens. Die Glocke eines Schiffs und ihr Klang kündigten dessen Ankunft an. Fleißige Seemänner warfen Taue vom Schiff zu ihren Kollegen und ein eiserner schwerer Anker sank im Hafenbecken zu Boden.
Der Herr der Zeit verließ das Schiff nach einer langen und beschwerlichen Reise. Er empfand die unvorteilhafte Art der Fortbewegung an manchen Stellen sogar noch schlimmer als seinen ungewollten Tiefschlaf.
Er rückte seine Brille zurecht und zog eine Uhr aus seiner schwarzen Westentasche.
„Mein Herr“, klang es von der Seite als er die Uhr in seiner Hand betrachtete.
„Sie müssen schnell eine Bleibe für die Nacht suchen. Hier wird es schon bald nicht mehr sicher sein.“ Der Herr der Zeit drehte sich in Richtung der Stimme und erblickte einen jungen Mann. Er war in einer zerrissenen Hose und einem schmutzigen Hemd gekleidet. „Ist das so mein junger Freund?“, fragte der Herr der Zeit in einem abfälligen Ton. Der junge Mann nickte. „Ich kann Sie schnell in ein Gasthaus bringen. Es kostet Sie auch nur ein paar Schillinge.“ „Nun gut. Dann gib mir einen Moment um meine Habe zu nehmen. Ich bin nicht mehr der Jüngste musst Du wissen.“, sprach er und ging wieder in Richtung des Schiffs. „Nein, nein! mein Herr“, sprach der junge Mann aufgeregt. „Sie müssen sofort mitkommen. Etwas schreckliches treibt sein Unwesen. Es ist gefährlich!“
Der Herr der Zeit drehte sich nicht um. Doch er hörte die Schmatz- und Sauggeräusche und wie das Leben aus dem jungen Mann wich. „Du hast Dir ja ganz schön Zeit gelassen um Deinen Vater zu begrüßen“, sprach er süffisant als er sich wieder in Richtung des Jungen wandte. Die Augen der Kreatur, die an der Kehle des Jungen hing verfärbten sich blutrot und mit einem zornigen Brummen warf es seine Beute ins Hafenbecken. „Na, na…wo sind denn Deine Manieren?“, kam es aus dem Herrn der Zeit hervor. „Sag mir einen Grund warum ich Dich nicht auf der Stelle in 1000 Stücke zerreißen sollte“, zischte es aus der Kreatur als sie sich ganz nah vor ihn hinstellte.
„Wahrscheinlich weil ich der Einzige bin, der Dich erlösen kann?“ „Was immer Du willst alter Mann. Sprich und kehre danach um. Sonst überleg ich es mir noch!“
Der Herr der Zeit lächelte diabolisch. „Ich habe einen Auftrag für Dich. Genau richtig für einen Vampir“
Der Auftrag
Als die Dunkelheit hereinbrach, herrschte reges Treiben in den Straßen der Innenstadt. Die Menschen hatten zwar von dem Schrecken der Nacht gehört, aber sie fühlten sich trotzdem sicher. Zwischen all den Fackeln, schreienden Markthändlern, dem aufgewirbelten Straßenstaub und lachenden Kindern konnte einfach nichts böses sein. So dachten die Leute jedenfalls.
Der Vampir hasste das Lachen, die Fackeln und die lauten Schreie auf dem Marktplatz. Er saß in einer dunklen Ecke und wartete. Immer wieder fragte er sich warum er seinem Erschaffer, das Wort „Vater“ kam ihm keineswegs über die Lippen, immer wieder zu Diensten war. So oft versprach der Herr der Zeit ihn von dem Fluch zu erlösen. Und immer wieder brach er sein Versprechen wenn der Vampir nicht mehr von Nutzen war.
„Ein letztes Mal“, dröhnte es in den Ohren des Vampirs. „Und danach darfst Du wieder Viktor sein und Dein langweiliges Buchhalter Leben führen.“ Er wollte wieder Viktor sein und in der Sonne wandeln können. Er wollte ein langweiliges Leben fernab von Blut und Dunkelheit führen. Und alles was dazu fehlte, war ein letzter Auftrag. Stunden vergingen und als der Vampir eigentlich schon gehen wollte, vernahm er einen süßlichen, blumigen Duft und ein starkes Herzklopfen.
Seine Augen blitzten rot auf. Begleitet von mehreren Wachen der königlichen Garde betrat die Prinzessin den Marktplatz. Sie war ein wunderschönes, freundliches und warmherziges Wesen. Ihr Lächeln konnte die größte Kälte eines Herzens zum schmelzen bringen. Alle Menschen liebten sie und ihren Vater. Ein junger Mann mit einer Laute verbeugte sich tief. „Mylady darf ich es wagen Euch ein Lied zu spielen? Ich schrieb es nur für Euch und es wäre mein sehnlichster Wunsch Euch damit zu unterhalten.“
Die Prinzessin lächelte verlegen. „Er ist ganz schön dreist der junge Barde“, sagte sie. „Ich hoffe Euer Lied entzückt mich. Sonst lass ich Euch von den Wachen in den Kerker werfen!“ Der Barde reichte der Prinzessin die Hand als der Hauptmann sich äußerte. „Euer Majestät! Ich muss doch bitten. Sie können doch nicht mit jedem dahergelaufenen Musiker mitgehen.“ Die Prinzessin zog eine Augenbraue hoch und lächelte abermals. „Der junge Mann hier klopfte vor mehreren Monaten an meines Vaters Tür. Ich kenne ihn durchaus und wünsche ihm zu folgen.“
Die Wachen machten Platz und die beiden verschwanden in einer Seitengasse. Der Barde lächelte. „Du willst mich in den Kerker werfen lassen?“, sagte er spielerisch vorwurfsvoll. „Natürlich!“, kam es aus ihr heraus als sie sich ganz nah vor den Barden stellte. „Wenn Du mich nicht sofort küsst!“ Der junge Mann kam dieser Aufforderung nur all zu gern nach.
Hätten sie gewusst, dass sie beobachtet werden, wären sie wohl nicht so unbeschwert gewesen. Langsam schlich sich der Vampir an die beiden liebenden Seelen an. Und als sie sich innig ansahen, nutzte der Vampir diesen Moment um der Prinzessin mit seinem rasierklingenscharfen Nägeln die Halsschlagader zu durchtrennen und den Barden außer Gefecht zu setzen.
Er nahm die blutende Prinzessin auf seinen Rücken und ließ den Barden blutverschmiert in der Seitengasse zurück.
Der Vampir brachte die Prinzessin zu einem See in der Nähe. Ihre Haut war weiß wie Schnee. Sie zitterte am ganzen Leib und drückte mit ihrer Hand verzweifelt gegen ihre Wunde. Er ließ sie langsam ins Wasser gleiten. „Lass los Prinzessin. Es ist in Ordnung. Es wird niemand kommen um Dir zu helfen“, flüsterte er ihr zu während er ihre Hand von ihrem Hals weg zog.
Schnell vermischte sich das Blut mit dem klaren Wasser des Sees als die junge Frau zum letzten Mal zuckte und danach still wurde.

Der Barde und der Herr der Zeit
Draußen hinter dem vergitterten Fenster schimmerte das Licht der Fackeln und die Rufe der Menschen nach dem Tod des Barden hallten durch die Nacht. In der Zelle verkroch der Barde sich in die Ecke und fragte sich wie das alles nur passieren konnte.
Es ging alles so schnell und er konnte sich nicht erinnern der Prinzessin Unrecht getan zu haben. Aber er konnte sich daran erinnern wie er blutverschmiert in der Gasse aufwachte und die Wachen ihn an den Armen von dort wegtrugen. Er spürte immer noch die Fausthiebe des Hauptmanns in seinem Gesicht. Immer und immer wieder prallte Knochen auf Knochen, während der Hauptmann ihn anschrie.
„Was hast Du mit ihr gemacht? Rede Du gottloser Straßenköter! Rede!“
Es war alles so verschwommen. Die anderen Wachen mussten den Hauptmann an diesem Abend zurückhalten. Sonst hätte er den Barden wahrscheinlich totgeschlagen. Ein festes Klopfen an die Zellentür riss den verzweifelten Barden aus seiner Gedankenwelt.
„Du hast Besuch, Mörder!“
Langsam und knarzend öffnete sich die Tür und der König, Versius der 3., höchstpersönlich samt seiner Leibwache betrat die Zelle. Der Barde klopfte seine schmutzige Kleidung aus und wischte den Staub und den Rattenkot von seiner Pritsche. Der König war dafür bekannt selbst als Richter aufzutreten und setzte sich vor den Gefangenen hin. Lange schwiegen der Barde und der König sich an. Der Barde wagte es nicht dem König in die Augen zu sehen und starrte auf den Boden, auf dem er saß.
„Als Isabell klein war“, begann der König zu sprechen, „hatte sie mal sehr hohes Fieber und unsere Ärzte konnten ihr nicht helfen. Sie sagten, dass sie die nächsten Tage nicht überleben würde“. Der König ging zum Fenster und sah auf den Galgen, der draußen aufgebaut wurde.
„Ich entsandte Boten, die das Land nach einem Heilmittel durchforsten sollten. Ich saß Tag und Nacht an ihrem Bett und hielt ihre Hand. Kein Vater sollte so etwas durchmachen müssen. Schließlich nach 3 Tagen kam ein Bote von der Reise zurück und brachte eine ungewöhnliche Medizin. Meiner kleinen Isabell ging es schon bald wieder besser und ich konnte endlich wieder schlafen“.
Ein Lächeln huschte kurz über das Gesicht von Vesius. „Warum erzähle ich Dir das? Hm?“, sprach er mit zitternder Stimme. Der Barde zuckte mit den Schultern. Die Miene des Königs verfinsterte sich schlagartig und er schrie energisch „Weil ich 1000 Boten losschicken könnte und keiner würde mir ein Heilmittel für den Tod bringen. Verstehst Du das? VERSTEHST DU DAS?!!!“
Der König sank auf den Boden und schluchzte.
„Du wirst dafür büßen Barde. Du wirst hängen und danach werde ich Deinen Leichnam zerteilen und an den Burgmauern aufspießen lassen.“ Der König stand auf und spuckte auf den Barden. Die Zellentür flog mit Wucht ins Schloss und der vermeintliche Mörder war wieder allein. Aus einer dunklen Ecke der Zelle erschallte ein finsteres Lachen. Der Barde erschrak und floh in die gegenüberliegende Ecke.
„Wer… Wer ist da?“, sprach er ängstlich. „Spielt das eine Rolle?“, antwortete die Stimme. „Sieh mich als einen Freund. Einen Helfer und Deinen Herrn und ich verspreche Dir ewiges Leben und Rache!“ „Für mich spielt das eine Rolle“, zischte der Barde als er sich mit dem Rücken an die kalte Mauer drückte, als ob er sie einreißen wollte.
Das Gesicht eines alten Mannes trat aus dem Schatten und grinste diabolisch. „Ich hörte von Deiner misslichen Lage mein junger Freund. Soweit ich weiß, wirst Du morgen gehängt, hm? Und wenn ich anmerken darf… offensichtlich wirst Du dann quer über die Burgmauern verteilt.“
Dem Barden schnürte es die Kehle zu. Er zitterte am ganzen Leib.
„Aber das muss ja nicht sein“, fuhr der alte Mann fort. „Ich biete Dir an niemals sterben zu müssen. Ewiges Leben und besondere Kräfte, die es Dir ermöglichen Dich am wahren Mörder und allen anderen zu rächen. Im Gegenzug erwarte ich nur, dass Du Dich um ein kleines Problem kümmerst.“
„Ein kleines Problem? Was ist es?“, fragte der Barde.
„Du musst den Rabenkönig töten und mir mein Eigentum wiederbringen. Er hat ein Buch in seinem Besitz, das mir gehört.“ Der Barde sackte ein wenig mehr in sich zusammen. „Ist das Ihr Ernst? Der Rabenkönig? Sonst noch etwas? Dann ist es ja egal wie ich sterbe.“
„Es ist ein Unterschied. Du kannst morgen sterben, ohne den wahren Mörder zu bestrafen. Oder Du sorgst dafür das der Mörder bereut Deine Prinzessin ermordet zu haben. Aber vielleicht habe ich auch den Falschen vor mir“, sagte der alte Mann und zog sich mit seinem Gesicht in den Schatten zurück.
„Halt!“, rief der Barde. „Du versprichst mir Rache?“
Die Silhouette des Kopfes nickte.
„Ich sehe, ich habe doch den Richtigen. So sei es! Nach Deinem Tod werde ich Dich zurückbringen. Stärker als zuvor. Von da an wirst Du der Phoenix Barde sein.“ Der alte Mann war fort. Und der Barde fühlte sich trotzdem schwer und traurig als er über seine Isabell nachdachte und was sie von seinem Pakt halten würde.

Im Jenseits
„Liebe Leute hört mich an“, stammelte der Barde auf dem Boden liegend. Nasskalt waberte ein dichter Nebel um seinen Körper und der modrige Untergrund roch nach Verwesung. Auf einmal riss er die Augen auf und schnellte hoch. Er klopfte sich auf seinen Oberkörper und fasste an seinen Hals. Er war verwirrt. Vor nicht mal 3 Sekunden hatte er noch eine Schlinge um den Hals und sah wie die Leute sich scharenweise um den Galgen versammelt hatten.
Er musste stark husten und spuckte modriges Schlammwasser aus. Was war geschehen?
Im Kopf des Barden erhallte die Stimme des alten Mannes. „Ewiges Leben… Rache… Der Rabenkönig“ Ihm wurde schwindlig und übel. Worauf hatte er sich nur eingelassen?
„Hoch mit Dir Du wertloser Fleischsack!“, riss eine laute Stimme den Barden aus seinem inneren Chaos. Ein Mann mit einem Bart bestehend aus kleinen Knochen und einem eingefallenen Gesicht trat ihn in die Seite. Eine schwarze Augenklappe verdeckte eins seiner Augen und überall an seinem Körper hingen Hautfetzen herunter.
„Hast Du mich nicht verstanden?“, fragte der Mann und seine knochige Hand holte mit der darin liegenden Peitsche aus. Der Hieb brannte auf dem Rücken des Barden und er krümmte sich auf dem Boden. „Der Kapitän wartet nicht gerne auf seine Crew!“, sagte der Mann als er erneut mit der Peitsche ausholte.
„Bootsmann Taran“, dröhnte eine tiefe Stimme in den Nebel. „Macht der neue Ruderer Probleme?“
Taran zog den Barden an den Haaren zu sich hoch. „Ganz und gar nicht Kapitän Nilus. Er ist schon ganz erpicht darauf unser Schiff vorwärts zu bringen!“, rief der Bootsmann zurück und schubste den Barden vor sich her, der nicht wusste wie ihm geschah. Nach ein paar Metern hörte er ein Meeresrauschen und der Boden unter seinen Füßen wurde zu schwarzen Sand. Er konnte Vögel hören und es roch nach Schwefel und Feuer.
Der Nebel lichtete sich langsam und er erblickte ein riesiges Schiff aus menschlichen Knochen. Der Barde traute seinen Augen nicht. „Geh weiter!“, sagte Taran und schob ihn einen Steg aus menschlicher Haut hinauf zum Bootsdeck.
„Kapitän Nilus, Sir!“, sprach der Bootsmann streng und militärisch. Ein Mann an der Reling drehte sich langsam um. Er hatte feuerrote Augen und Narben im Gesicht. Seine rechte Hand wurde anscheinend durch eine große scharfe Klinge ersetzt, die fast zu seinen Füßen reichte. Sein Dreispitz Hut hatte mehrere Augen und seine Beine waren Tentakel. Langsam ging er auf den Barden zu und betrachtete ihn.
„Soso“, grinste Nilus fies. „Du bist also der berühmte Phönix des Herrn der Zeit?“
Der Barde wusste nicht was er darauf antworten sollte. Er fühlte sich nicht wie ein Phönix. Und meinte der Kapitän mit dem Herrn der Zeit den alten Mann? Kapitän Nilus wanderte um den Barden herum. „Wahrscheinlich bist Du noch etwas verwirrt, nicht wahr?“ Der Kapitän ging ganz nah an ihn heran und atmete tief durch die Nase ein.
„Oh ja… ich rieche Deine Seele. Ich rieche Unsterblichkeit und dieses Feuer“, sagte Nilus und wandte sich wieder ab. „Hier ist mein Vorschlag Du Möchtegern-Feuervogel. Du gibst mir freiwillig Deine Seele und ich bringe Dich zum Inkarnationsportal. Du gehst durch und wirst wiedergeboren. Alles normal. Kein Phönix, kein Feuer, kein Ärger. Ooooder Du wirst in Ketten gelegt und musst auf Ewig an einem der Ruder sitzen. Bis Du es Dir anders überlegst. Versteht sich, oder?“
Der Barde schaute den Kapitän an und nickte. Nilus war erleichtert. „Bootsmann Taran! Ich glaube wir haben hier einen richtig vernünftigen Kerl!“ „Oh ja Sir! Soll ich dann die Kabine für unseren Passagier herrichten?“ fragte Taran.
Der Barde fing an zu lachen. Es war ein finsteres und wahnsinniges Lachen. „Entschuldigt bitte dieses Missverständnis. Aber ich habe zugestimmt auf Ewig zu rudern. Nicht meine Seele zu verkaufen.“ Die Miene von Nilus verfinsterte sich sofort und er brüllte laut. „Spiel keine Spielchen mit mir! Die Toten hier an Bord habe ihre Seelen schon für ein paar Münzen und schlechtes Gebräu an mich verkauft. Bete das mein Angebot an Dich nicht auch irgendwann dort landet! Bootsmann Taran! Schaffen Sie mir diesen widerlichen Ruderer aus den Augen!“
Taran schubste den Barden die Leiter in den Bauch des Schiffes hinunter. Er legte ihm Ketten an und setzte ihn zu den anderen Seelen ans Ruder. Er beugte sich zu ihm herüber und sagte leise und bestimmend „Das wirst Du noch bereuen!“
Dann ging er zur Leiter und schrie auf halben Weg nach oben „Rudert Ihr Ratten!“
Flucht vom Knochenschiff
Der Barde lehnte mit seinem Kopf am Bauch des Knochenschiffs. Seine Handgelenke waren wund von der ständigen Reibung des unnachgiebigen Metalls an seiner Haut. Er wusste nicht wie lange er schon ruderte. Es konnten bereits Wochen, Monate oder Jahre sein und er hätte es nicht bemerkt.
Immer wenn Bootsmann Taran kam, fragte er den Barden, ob er seine Seele denn nun dem Kapitän überlassen würde. Und immer wieder bekam er die gleiche Antwort. Keine. In seinem Kopf hörte er immer wieder die Stimme des alten Mannes. Aber sie klang verschwommen und unverständlich. Als ob jemand feuchte Watte in seine Ohren gesteckt hätte.
„Pssst“, sagte der Ruderer neben ihm ganz geheimnisvoll. Doch der Barde versuchte dies zu ignorieren. „Pssssst“, sagte der Ruderer wieder. Und der üble Mundgeruch, der zwischen den verfaulten Zähnen hervorkam, machte es sehr schwierig es zu ignorieren. „Dein Herr hat eine Nachricht für Dich“, sagte er leise, aber eindringlich. Der Barde schaute verdutzt während er das schwere Ruder bewegte. „Ich habe keinen Herrn“, zischte er zwischen den zusammengepressten Lippen hervor.
„Oh doch!“, sagte der Mann und rückte näher. „Er wartet auf Dich und ist sehr ungeduldig.“ „Ungeduldig? Er ist ungeduldig?“, brach es aus dem Barden hervor. „Er versprach mir ewiges Leben und nicht ewiges rudern!“ Der Mann lachte dreckig und schüttelte den Kopf. „Er sagte mir, dass Du Deine Kräfte nutzen musst um das Jenseits zu verlassen. Nur Du kannst das. Er kann Dich beschwören und ein Portal öffnen. Aber Du musst bereit sein aus der Asche aufzusteigen“
Der Barde dachte nach während draußen ein Unwetter aufzog. Die Wellen verschlangen das Knochenschiff. Blitz, Donner und Regen setzten ein. Ein stechender Schmerz fuhr in den Kopf des Barden. Wieder konnte er die Stimme des alten Mannes hören. Erst wummerte sie nur in seinem Schädel. Doch dann schien sie immer klarer zu werden. „Erhebe Dich!“, schoss es durch seinen Kopf und seine Hände fingen an zu glühen.
Die Metallfesseln schmolzen an seinen Handgelenken und flossen wie ein kleiner Lavastrom auf den Boden. Der Barde riss sich das zerfetzte Hemd vom Leib. Sein ganzer Körper kochte nun. „Erhebe Dich!“, dröhnte es wieder in seinem Kopf. So klar und hell wie der Glockenschlag, der ertönte als er gehängt wurde. „Bootsmann Taran!!!“, schrie ein Crewmitglied. „Der Gefangene hat sich befreit.
Der Barde sank auf den Boden. Erinnerungsschnipsel seiner Hinrichtung zuckten durch seinen Kopf und auch Bilder seiner geliebten Prinzessin. Das Crewmitglied fasste den Barden am Handgelenk und hatte wohl nicht mit der Hitze gerechnet. „Aaaaaaah!!!“, fuhr es schmerzhaft aus dem Mann heraus, der anschließend bei lebendigem Leib verbrannte. Der Barde schaute ungläubig auf die Überreste.
„Erhebe Dich!!!!“, schallte es wieder und wieder in seinem Kopf. Er lief zur Leiter und kletterte instinktiv aufs Bootsdeck. Doch kaum dass er angekommen war, erwischte ihn die Peitsche des Bootsmanns.
Der Barde fiel zu Boden. Der Wind zog den Dauerregen über seinen blutenden Rücken. Und durch den Regen erschallte das Lachen des Kapitäns, der neben dem Bootsmann stand. „Sehen Sie Bootsmann Taran? Ein Phönix ohne Flügel. Das Wasser ist seine Schwäche.“ „Und was machen wir jetzt mit ihm, Kapitän?“, fragte Taran und ließ den Barden nicht aus den Augen.
Der Kapitän ging zu seinem Gefangenen herüber und beugte sich runter. „Gib auf Junge. Es ist nicht zu spät. Gib mir Deine Seele“, sprach er leise aber bestimmend. Der Barde drehte sich auf seinen schmerzenden Rücken und sah wie die Wellen immer höher schlugen. Der Regen war wie ein Vorhang, den man nicht beiseite schieben konnte. Der Himmel verdunkelte sich und selbst das letzte Mondenlicht war vergangen. Doch hinter dem Bootsmann bildete sich aus dem Nichts ein feuriger Kreis und auf der anderen Seite war ein leeres Feld zu sehen.
„Ok“, sagte der Barde. Die Augen des Kapitäns wurden groß und er lächelte. Er drehte sich zu Taran um und bemerkte erst in diesen Moment den Feuerring. Die Gesichtszüge des Kapitäns entgleisten und er drehte sich sofort zum Barden um. Der jedoch hatte seine letzte Kraft zusammengenommen und rannte in Richtung des Rings.
„Halten Sie ihn auf Bootsmann!!“, schrie der Kapitän begleitet von einem lauten Donner. Der Bootsmann stellte sich vor den Ring als der Barde auf ihn zurannte. Je näher er dem Ring kam desto lauter und klarer wurde die Stimme. Der Barde verwandelte sich in einen Feuervogel kurz bevor er durch die Brust des Bootsmanns hindurch glitt und dort ein Loch, fast so groß wie der Ring selbst, hinterließ.
„Erhebe Dich!!!! Aus der Asche!“

Der Phoenix Barde
Der Herr der Zeit grinste zufrieden als der Feuervogel aus der Asche des Barden aufstieg. All die Mühen hatten sich gelohnt. Es war nicht leicht gewesen die Überreste des Barden zu bergen. Der verbitterte König hatte ihn tatsächlich quer durch die Stadt verteilen lassen und niemand durfte sich seinen Leichenteilen nähern.
Die sternenklare Nacht wurde taghell als der Phönix die Schwingen ausbreitete und anschließend zu Boden sank. Die Flügel formten sich zu Armen und Händen. Der Schnabel floss vom Gesicht wie flüssiges Feuer, während sich ein Kopf bildete. Nach einigen hitzigen Momenten war der Barde wieder er selbst. Und doch war er getränkt in Schweiß und schwer atmend. „Was…was ist passiert?“, fragte der Barde den alten Mann.
Der Herr der Zeit lächelte wissend. „Du bist nun ein Phönix“, sagte er und reichte dem Barden die Hand. Der Barde wischte die helfende Hand beiseite und stand langsam, aber sicher auf. „Ein Phönix?“, fragte er mit einem scharfen Unterton. Er ging auf den alten Mann zu und packte ihn am Kragen. „Du hast mich da drüben verrotten lassen!“, zischte er in das Gesicht des Herrn der Zeit.
Der alte Mann lachte dreckig und schien sich nicht um die Wut des Barden zu scheren. „Gut, junger Barde. Lass Deiner Wut freien Lauf.“ Die Hände des Barden fingen wieder an zu glühen und Dampf stieg am Kragen des alten Mannes auf. „Ich könnte Dich sofort in Flammen aufgehen lassen und die Welt wäre ein besserer Platz, Uhrmacher!“ Die Augen des Herrn der Zeit wurden ernst und leer zugleich. Mit einer Handbewegung packte der Wind den Barden und schleuderte ihn gegen einen Baum. Der Herr der Zeit klopfte seine Kleidung ab und rückte seinen Hut zurecht. Er ging auf den Barden zu und mit einer weiteren Handbewegung nahm er dem ihm die Luft zum Atmen.
„Ich habe Dich erschaffen, mach Dir stets bewusst, dass alles was mal anfängt auch mal enden muss. Du bist mein Diener und gehorchst meinem Willen. Oder Du ruderst ganz schnell wieder auf dem Knochenschiff. Und der Kapitän ist ziemlich nachtragend.“ Der Barde rang nach Luft und konnte kaum noch atmen als der Herr der Zeit wieder von ihm abließ.
„Ich hoffe Du kennst Deinen Platz nun mein junger Freund. Ich habe keine Zeit um Dir ständig die Flügel zu stutzen.“ Der Barde holte tief Luft und hustete. „Ich habe das hier nie gewollt. Das ist unnatürlich und sollte so nicht sein. Was immer Du denkst mit mir tun zu müssen. Tu es und lass mich meinen Frieden finden.“
Der alte Mann runzelte die Stirn und strich sich über seinen weißen Bart. „Du hast das nicht gewollt? Das ich nicht lache. Wer war denn so besessen von Rache? Du wirst mir dienen Feuervogel und den Rabenkönig vernichten. Und mir vor allem mein schwarzes Buch wiederbringen.“ Was hatte der Barde bloß getan? Er verstand immer mehr, dass seine Gier nach Rache ihn ins Verderben bringen würde. „Wo finde ich ihn?“, sagte der Phönix mit fester und entschlossener Stimme.
„Ahhh… sehr schön. Du kommst zur Vernunft. Nicht weit von hier ist eine kleine Stadt. Talfurt heißt sie. Die Bewohner werden von den Dienern des Rabenkönigs seit Wochen belagert. Ihnen gehen schon bald die Vorräte aus und sie werden immer schwächer.“ Der Barde ballte die Fäuste. „Und was nutzt mir diese Information?“
Der Herr der Zeit schaute in Richtung des schwarzen Rauchs, der in der Ferne am Horizont zu sehen war. „Er wird bald kommen und die Kinder holen. Nichts gibt ihm so viel Macht wie die Seelen der Kinder. Er hat schon tausende davon. Beeile Dich und Du wirst vielleicht jemanden retten und zusätzlich Deinen Auftrag erfüllen.“ Der Phönix Barde rannte los in Richtung des schwarzen Rauchs und verwandelte sich. Mit großen Feuerflügeln war er auf dem Weg nach Talfurt um dem Rabenkönig die Stirn zu bieten.

Der Kampf beginnt
Der Phönix Barde landete inmitten des Marktplatzes von Talfurt. Es roch nach Verzweiflung, Verderben und Tod. Die Menschen sahen traurig und hoffnungslos aus. Ihre eingefallenen Gesichter und die viel zu große Kleidung zeichneten ein Bild der letzten Wochen und des Kampfes gegen das Heer des Rabenkönigs.
Von Überall ertönte Wimmern und Wehklagen. Die Schreie der Neugeborenen waren an jedem Ort der Stadt wahrnehmbar. Alle Hoffnung schien verloren.
Der Barde erblickte ein großes Lagerfeuer, um das sich viele Menschen versammelt hatten. Sie spendeten sich Trost und teilten die wenigen Vorräte. Alte Männer, Kinder, Frauen und Verletzte wärmten sich an der heißen Feuerstelle, während sich ein Mann mit einer Gitarre in die Mitte der Leute stellte.
„Der Rabenkönig“, fing er an zu singen. „Thront auf seinem Gold“ und erzählte so von der dunklen Bedrohung, die gerade vor den Toren Talfurts darauf wartete, in die Stadt einzufallen. Der Phönix Barde hörte dieser Erzählung aufmerksam zu und konnte das Gefühl nicht loswerden, dass der Erzähler sehr viel über dieses Grauen zu wissen schien.
Als der letzte Ton verklungen war, ging der Barde auf den Erzähler zu und sprach ihn an: „Es klingt als wenn Ihr den Rabenkönig sehr gut kennt, mein Freund.“ Der Erzähler zog sich seinen Hut tief ins Gesicht und sah den Barden nicht an. Er vermied den Augenkontakt mit ihm so gut er nur konnte.
„Und Ihr seht wie jemand aus, der sich für solche Geschichten interessiert. Aber glaubt mir, diese Geschichte hat gerade erst angefangen.“, sagte der Mann sehr kryptisch. „Wer seid Ihr?“, fragte der Barde und versuchte dem Mann genauer ins Gesicht zu sehen. Doch dieser drehte sich weg. „Verzeiht mein guter Mann. Ich habe tiefe Narben im Gesicht und versuche mein Antlitz zu verbergen. Ich bin nur ein Wanderer, der seit dem Angriff in Talfurt festsitzt. Doch hört mir genau zu. Manche Dinge kann man nicht ändern. Egal wie sehr man sich das wünscht. Und manche Seelen kann man nicht retten, egal wie oft man es versucht.“
Der Phönix Barde hatte das Gefühl die Stimme des Mannes schon einmal gehört zu haben. „Was meint Ihr?“, fragte er verwundert. Der Mann seufzte hörbar und holte Luft. „Ihr werdet es jetzt nicht verstehen. Aber schon bald. Und glaubt mir dass es noch größere Übel als den Rabenkönig gibt. Und nicht alles ist immer so wie es scheint.“ Dunkle Wolken zogen über Talfurt und der Barde spürte dass der Rabenkönig auf seinem Weg war. „Wie lautet Euer Name?“, fragte er. Doch der Mann war verschwunden. Als hätte sich ein Loch im Boden aufgetan, das den Mann vollkommen verschlungen hatte.
Doch er hatte keine Zeit weiterhin über diese Begegnung nachzudenken. Von den Türmen der Stadt ertönten die Hörner, die einen Angriff der Belagerer ankündigten. Sofort rannte der Phönix Barde los. „Entzündet die Fackeln! Sichert die Habe und versteckt Eure Kinder!“, brüllte er und verwandelte sich wieder in den Feuervogel.
Wie ein schwarzes Meer bewegten sich die Krieger des Rabenkönigs auf Talfurt zu. Aus der Luft stieß der Phönix auf das Heer hinab und schlug eine feurige Schneise in das Meer aus Angreifern. Diese versuchten den Feuervogel zu erwischen und zu töten, doch der Barde wechselte nun fließend zwischen seinen Gestalten hin und her und tötete einen Schergen nach dem anderen.
Auf einmal wurde es still und das Heer des Rabenkönigs beschloss ihn nicht mehr anzugreifen. Nein es bildete sogar eine Gasse. Am Ende dieser Gasse stand eine schwarze Gestalt mit einem Schwert in der Hand.

Der Sieg des Rabenkönigs
Der Phoenix Barde blickte auf die große Gestalt am Ende der Gasse und atmete tief durch. Die
Gestalt jedoch setzte sich in Bewegung und zog das riesige, blutverschmierte Schwert wie einen
schweren Stein hinter sich her. Der Barde atmete nochmals tief ein und aus. Es war, als würde die tobende Schlacht verblassen und der Fokus richtete sich nur auf diesen einen Gegner. Die Gestalt stoppte kurz bevor sie den Barden erreichte. Sie war groß und imposant und nur ein Trottel hätte nicht erkannt, dass es der Rabenkönig war.
„Wie ich sehe, hat mein „Vater“ seinen letzten Trumpf ausgespielt und Dich erschaffen“, sagte er. „Sag … was hat er Dir dafür angetan? Und was hat er Dir versprochen?“, fragte der Rabenkönig süffisant lächelnd. Der Barde blickte ihn vollkommen regungslos an. „Spielt es eine Rolle, was er mir versprochen hat? Du bist das Einzige, was zwischen mir und meiner ewigen Ruhe steht.“ Der Rabenkönig lächelte. „Ich kann Deine Wut förmlich spüren. Ich bemerke, wie das Feuer in Dir brennt. So etwas wird nur durch wahre Liebe angetrieben.“ Er hielt kurz inne und schaute dann wieder in die Richtung des Barden. „Na? Wie heißt sie denn?“
Kaum hatte sein Widersacher diese Frage gestellt, rannte der Barde auch schon wutentbrannt los und verwandelte sich in den Phönix. Man konnte ihn kaum mit bloßem Auge verfolgen. So schnell prallte der Feuerschweif auf den Rabenkönig. Im nächsten Moment kniete der Barde wieder in seiner menschlichen Gestalt hinter dem Rabenkönig. Er atmete schwer und Dampf stieg von seinem Körper hoch. Auch der letzte Krieger hatte nun aufgehört, sein Schwert zu erheben. Es war so still, dass diese Stille unerträglich laut wurde. Der Rabenkönig riss sein großes Schwert, an dem flüssige Lava runterlief, zum Sieg in die Luft. Der Barde sackte zusammen und knallte ungebremst auf den Boden. Er röchelte und spuckte Blut. Sein Gegner rammte den Griff seines Schwertes in den Boden, sodass die scharfe Klinge nach oben ragte.
Er ging zum Barden rüber, der verzweifelt versuchte zu atmen und vorwärts zu kriechen.„Wir waren so oft an diesem Punkt, Feuervogel. Versteh mich nicht falsch. Du hast die ersten Male diese Schlacht gewonnen. Aber ich habe daraus gelernt. Ich wusste, wann Du angreifst, bevor Du es gewusst hast.“Der Rabenkönig packte den verletzten Barden am Kragen und schliff ihn hinter sich her bis zu seinem Schwert. Er richtete ihn auf. „Erspare uns beiden Deine Racheschwüre oder Drohungen. Erfahrungsgemäß stehst Du nicht lange genug, um zu Ende zu reden und gurgelst dann nur noch unverständlich mit Deinem Blut.“ „Fahr zur …“, presste der Barde aus seinem Mund hervor, als er rückwärts auf die Klinge fiel, die seinen Körper durchbohrte. Langsam rutschte der Körper des Barden die Klinge herunter.
„Hölle?“, fragte der Rabenkönig. „Da war ich schon und hab mir Unterstützung geholt.“ Er trat ganz nah an das Ohr des Barden und flüsterte: „Talfurt wird brennen. Die Kinder gehören mir und ich werde ihre Leichen an der Stadtmauer aufhängen. Nur als Dekoration. Und dann hole ich mir Dein Herz. Richtig … ich werde in die Unterwelt hinabsteigen und mir Deine Prinzessin holen.
Hast Du geglaubt, ich wüsste nicht von ihr? Hast Du geglaubt, Deine Erlösung wär nicht fern? Ich enttäusche Dich. Nur allzu gern!“ Dem Barden wurde schwarz vor Augen. Aber die Schreie der Kinder und Frauen aus Talfurt. Das´Flehen um Gnade und der Geruch des Todes würden ihn in seinen Tod begleiten.
Epilog
Talfurt wurde zu einem Sinnbild für die Macht des Rabenkönigs. Auf den Knochen der Bewohner und der Asche, der einst schönen Stadt, errichtete er ein Schloss. Es würden von nun an noch viele Jahre vergehen, bevor es weitergeht für die Menschen. Der Rabenkönig sprach einen mächtigen Kältezauber, der alles unterhalb des Schlosses in Eis einschloss. Dieses Eis war so dick, dass selbst die Sonnenstrahlen es nicht durchbrechen konnten. Die Menschen, die überlebt hatten, würden nie das Tageslicht erblicken. Die Leiche des Barden erhielt ein steinernes Grab, vor dem ein alter Mann stand und murmelte „Ich hab Dich erschaffen …“